Reparaturlackierungen in der Winterzeit


Von:  Bundesverband - Torsten Schmidt / Christine Marzulla / 12.12.2019 / 10:25


In der kalten Jahreszeit kann es erfahrungsgemäß häufiger als in den Sommermonaten zu Oberflächenstörungen in der Reparaturlackierung kommen. Wie entstehen diese unerwünschten Nebeneffekte und wie sind sie zu vermeiden?


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Gerade im Winter gibt es vermehrt Tage oder auch Wochen mit Schnee, Eis und Frost. Eine relativ hohe Luftfeuchtigkeit durch starke und länger anhaltende Niederschläge und niedrige Temperaturen in der Werkstatt (unter 15 Grad Raumtemperatur) können Faktoren sein, die zu unerwünschten Ergebnissen (z.B. Salzeinschluss mit Bläschenbildung oder Beifallerscheinungen) in der Lackierung führen. Diese können die Trocknung der bei der Reparaturlackierung eingesetzten Materialen negativ beeinflussen, sofern der Lackierer sie bei seiner Arbeit nicht berücksichtigt. Die Gefahr von Beifallerscheinungen durch nicht ausgehärtete Grund- bzw. Füllerschichten oder Bläschenbildung durch Restfeuchtigkeit im Untergrund verstärkt sich im Winter beträchtlich. Wie können diese Gefahren vermieden werden? Fahrzeuge müssen rechtzeitig in die Vorbereitungszone gebracht und gründlich von Schnee, Tausalz und Straßenverunreinigungen gereinigt werden, bevor mit der Arbeit begonnen wird. Für die Reinigung ist regelmäßig frisches sauberes Wasser zu verwenden. Es sollte niemals bereits für andere Fahrzeuge verwendetes Waschwasser benutzt werden, da die Gefahr von Verunreinigungen z.B. durch Schmutzpartikel oder Salzrückstände nicht ausgeschlossen werden kann. Fahrzeugkarosserien, die bei kalten Außentemperaturen vom Außengelände in die temperierte Werkstatt gefahren werden, bilden bekanntermaßen einen Feuchtigkeitsfilm aufgrund des bestehenden Temperaturunterschieds, in Fachkreisen auch als „Schwitzen“ bezeichnet.
Daher empfiehlt es sich, erst mit der Arbeit zu beginnen, wenn das Fahrzeug die Werkstatt-Temperatur angenommen hat und vollständig getrocknet ist.  Für metallisch blanke Reparaturzonen und Polyesterspachtelflächen wird der Trockenschliff empfohlen. Grund: Auf metallisch blanken Stellen setzt in Verbindung mit dem Medium Wasser und dem Medium Luftfeuchtigkeit eine sofortige Oberflächen-Korrosion ein. Polyestermaterialien hingegen ziehen ebenfalls Feuchtigkeit an und geben diese verzögert wieder ab. Deshalb ist der Nassschliff und die Einwirkung von Feuchtigkeit möglichst zu vermeiden.  Beim anschließenden Auftragen von Grundier- und Füllerschichten ist die vom Lackhersteller vorgegebene Schichtdicke einzuhalten und nach dem Technischen Merkblatt (TM) vorzugehen. Das spart nicht nur Material, sondern reduziert auch die Trockenzeiten. Die Trockenzeiten bei Grundier- und Füllermaterialien sind nicht nur von der Schichtstärke, sondern auch von der Umgebungstemperatur abhängig. Beide Faktoren entscheiden über den Erfolg- bzw. Misserfolg des Reparaturergebnisses. Praxistipp: Gewährleisten Sie in der Fahrzeug-Reparaturlackierung eine einwandfreie Durchtrocknung des Untergrundaufbaus der aufeinander abgestimmten Materialen. Beachten Sie die Angaben im Reparaturleitfaden der Fahrzeughersteller und in den Technischen Merkblättern (TM) der Lackhersteller. Die Trocknungsangaben für die Materialien beziehen sich in der Regel auf eine Raumtemperatur von 20 Grad und eine Schichtdicke von 50-70 µm oder höher (s.TM). Aus diesem Grund empfiehlt sich zusätzlich die Ofen- bzw. Infrarottrocknung, um eine 100%ige Durchtrocknung zu gewährleisten.  Nicht durchgetrocknete Füllermaterialen reagieren spätestens beim Einsatz von erhöhter Wärmestrahlung und höheren Umgebungstemperaturen über 15 Grad, weil diese Materialien bei unter 15 Grad in der Reaktion stehen bleiben. Das hat wiederum zum Nebeneffekt, dass die Restlösemittel der Untergrundmaterialien erst dann entweichen. Dies führt zu einer Schrumpfung der Fülleroberfläche in der Reparaturzone, dem unerwünschten Nebeneffekt „Beifallerscheinung“ und dem daraus möglicherweise resultierenden Glanzverlust in der Oberfläche. Werden die Angaben in den Technischen Merkblättern der Lackhersteller in Bezug auf Anwendung, Verarbeitung und Trocknung der Materialien und die Hinweise zur Reparaturvorbereitung beachtet, steht am Ende - im Winter wie im Sommer – ein glänzendes Ergebnis.  

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